Joghurt

Joghurt ist ein Nahrungsmittel, das aus durch Milchsäurebakterien verdickter Milch hergestellt ist. Das Wort Joghurt ist von türkisch yoğurt entlehnt, was „gegorene Milch“ bedeutet und auf die Art der Herstellung verweist.
Sauermilchprodukte wie Joghurt und Kefir gehören zu den ältesten Milchprodukten überhaupt, denn Menschen bemerkten früh, dass fermentierte Milch länger haltbar ist als frische. Zudem wird bei der Fermentation der Milchzucker, die Lactose, zu einem gewissen Anteil abgebaut, wodurch Joghurt von laktoseintoleranten Menschen (weltweit gesehen die Mehrheit der Menschheit) besser vertragen wird als frische Milch.

Ursprünglich entstand Joghurt aus der zufälligen Säuerung und Dicklegung von Milch. Bei geeigneten Temperaturen (bei thermophilen Kulturen 42 – 45 °C, bei mesophilen Kulturen 22 °C – 30 °C) kann mit Joghurtkulturen geimpfte Milch in Joghurt umgewandelt werden. Zu diesem Zweck gibt es Joghurtbereiter. Es reicht auch aus, Milch auf 40 °C – 50 °C erwärmt mit etwas Joghurt als Impfmaterial (etwa zwei Löffel Joghurt auf einen Liter Milch) zu mischen und in einer Thermoskanne (oder einem mit einer Decke isolierten, aber nicht völlig luftdichten Gefäß) mindestens sechs Stunden ruhen zu lassen.

Ein stichfester Joghurt unterscheidet sich in der Herstellung dadurch, dass er im Becher reift und nach dem Dickwerden nicht mehr gerührt wird. Dieses Verfahren wird hauptsächlich für Joghurt mit unterlegter Frucht (Frucht unter Joghurtmasse nicht eingerührt) verwendet.

Joghurt und Sauermilch sind sich sehr ähnlich. Der Hauptunterschied liegt bei der Auswahl der Milchsäurebakterien: Bei der Herstellung von Joghurt sollen grundsätzlich Lactobacillus bulgaricus und Streptococcus thermophilus eingesetzt werden. Joghurts mit dem Zusatz „mild“ in der Bezeichnung werden statt mit L. bulgaricus mit anderen Laktobazillen (wie L. acidophilus, L. casei) hergestellt.

Laktosefreier Joghurt
Bei der Fermentation wird Laktose teilweise abgebaut. Dadurch ist Joghurt für Personen mit Laktoseintoleranz besser verträglich als unbehandelte Milch. Für die Verträglichkeit ist zu unterscheiden zwischen pasteurisiertem Joghurt mit dem Hinweis „wärmebehandelt“ und Joghurt mit noch lebenden Kulturen. Enthält der Joghurt lebende Kulturen, wird er deutlich besser vertragen. Das liegt an dem Vorhandensein von bakterieller β-Galactosidase, welche die Verdauung der Laktose unterstützt. Bio-Joghurte werden nicht wärmebehandelt und enthalten immer lebende Kulturen.
Joghurt – ob cremig oder stichfest – wird oft Magermilchpulver und somit wiederum Laktose zugesetzt. Da das Magermilchpulver nicht deklarationspflichtig ist, ist es für den Kunden nicht erkennbar. Lediglich Bio-Hersteller kennzeichnen freiwillig die Zugabe von Magermilchpulver. Laktosefreiem Joghurt wurde zuvor Laktase zugesetzt, welche den Milchzucker in Galactose und Glucose aufspaltet.

Drei wichtige Bakterienkulturen für Joghurt

Die zwei klassischen Bakterienkulturen zur Herstellung von Joghurt sind der Lactobacillus bulgaricus und der Streptococcus thermophilus. Beide geben dem Joghurt einen säuerlichen und frischen Geschmack.
Bei eher milden und nicht so stark säuernden Joghurts wird der Lactobacillus bulgaricus durch den Lactobacillus acidophilus ersetzt. Fertige Joghurts mit dem Aufdruck „mild“ entstanden meist durch Lactobacillus acidophilus.

Lactobacillus delbrueckii subsp. Bulgaricus
Das Milchsäurebakterium Lactobacillus bulgaricus bildet vermutlich die ursprüngliche Joghurtkultur, die seit Generationen speziell in Südeuropa für die Herstellung von frischem Joghurt genutzt wird. Sie produziert die sogenannte linksdrehende Milchsäure und wird neben der Nutzung für Joghurt in Molkereien auch bei der Produktion von Quark und Sauermilchkäse verwendet.

Streptococcus salivarius subsp. Thermophilus
Der Streptococcus thermophilus macht den Joghurt fest und wird gerne in Kombination mit dem Lactobacillus Bulgaricus als Starterkultur verwendet. Molkereien nutzen ihn auch zur Herstellung von Käsesorten wie Mozzarella oder Emmentaler. Auch bei der Herstellung von Ayran und Sojajoghurt kommt Streptococcus thermophilus zum Einsatz.

Lactobacillus acidophilus
Lactobacillus acidophilus wird in Kombination mit Lactobacillus bulgaricus als Joghurtferment für die Herstellung von mildem, weniger säuerlichem Joghurt verwendet. Das stäbchenförmige Bakterium verarbeitet Laktose, den Milchzucker, zu Milchsäure. Wenn man sich für fermentierte Lebensmittel interessiert, dann kommt einem Lactobacillus acidophilus vielleicht bekannt vor, denn mit ihm wird nicht nur Joghurt, sondern auch Sauerkraut, Kimchi und Sojajoghurt hergestellt.

Darüber hinaus gibt es noch die beliebten probiotischen Joghurts. Zu deren Herstellung werden spezielle, probiotische Bakterienkulturen, wie das Bifidobacterium bifidum eingesetzt. Es ist deutlich widerstandsfähiger, als die anderen Joghurtkulturen, und damit in der Lage, in größeren Mengen bis in den Darm durchzukommen. Denn es übersteht die aggressive Magensäure, welche andere Kulturen zerstört. Im Darm angekommen, helfen probiotische Joghurtkulturen dann bei der vollwertigen Verdauung.

Dauphiné Käse im Glas

Käse nach Art des Saint Marcellin

Saint-Marcellin ist ein Weichkäse mit Weißschimmel aus Kuhmilch oder seltener aus Ziegenmilch aus der ehemaligen französischen Provinz Dauphiné östlich von Lyon. Die Provinz ist heute Teil der Region Rhône-Alpes im Südosten Frankreichs. Seinen Namen hat der Käse von der Gemeinde Saint-Marcellin im Département Isère.

Seit dem 29.11.2013 ist der Saint-Marcellin EU-weit als g.g.A.-Produkt (geschützte geographische Angabe) geschützt. Daher benutzen wir hier die Bezeichnung „Dauphiné“ für meinen Käse.

Ursprünglich wurde der Saint-Marcellin ausschließlich aus Ziegenmilch hergestellt. Als 1730 ein Dekret erlassen wurde, das die Aufzucht von Ziegen streng reglementierte, wurde mehr und mehr zu Kuhmilch gegriffen. Heute wird der Saint-Marcellin fast ausschließlich aus Kuhmilch hergestellt.

Ergibt etwa 400 Gramm
 
Zutaten:
4 l Milch
40 ml Kefir
0,40 g Penicillium Candidum
0,40 g GEO Geotrichum Candidum
0,9 ml pro Liter Distellab = 3,6 ml
15-20 g Salz pro kg-Bruchmasse nach dem Abtropfen

Durch die geringe Menge an Lab dauert die Dicklegung bis zu 20 Stunden.

Material:
Abtropfsieb
Käsetuch
4 bis 5 Schraubgläser mit etwa 200 ml Inhalt

Vor dem Arbeitsbeginn die Gläser gründlich sterilisieren.

  1. Die Milch auf 32 °C erwärmen. Der Kefir sollte zumindest Zimmertemperatur haben.
  2. Den Kefir sowie die beiden Weißschimmelkulturen (Geotrichum Cadidum und Penicillium Candidum) vermischen, etwas ruhen lassen und dann in die Milch geben. Die Milch nun wieder auf 32 °C erwärmen und abgedeckt 2 Stunden ruhen lassen, dabei die Temperatur halten.
  3. Das Lab in ca. 50 ml kaltes Wasser geben. Zur Milch geben und etwa 1 Minute vorsichtig unterrühren. Dann die Milch ruhen lassen und nicht mehr rühren.
  4. Den Topf zudecken und die Milch bei Raumtemperatur etwa 20 Stunden dick legen bis sich eine feste Dickete gebildet hat, auf deren Oberfläche sich eine dünne Schicht Molke abgesetzt hat.
  5. Das Abtropfsieb mit einem Käsetuch auslegen und den Bruch vorsichtig in das mit dem Tuch ausgelegte Abtropfsieb geben. Nun etwa 30 – 60 Minuten abtropfen lassen.
  6. Die Enden des Käsetuchs fassen und oben zusammenbinden, so dass eine Art Sack entsteht.
  7. Den „Sack“ mit dem Käsebruch aufhängen und über Nacht abtropfen lassen.
  8. Am nächsten Tag den abgetropften Käsebruch aus dem Tuch nehmen. Den entstandenen Quarkball mit den Händen auseinander pflücken und in eine Schüssel geben und das Salz sorgfältig untermischen.
  9. Den gesalzenen Bruch erneut in ein Käsetuch geben und die Enden des Tuches wieder oben zusammenknoten.
  10. Den Bruch nun für weitere 48 Stunden zum abtropfen und trocknen aufhängen.
  11. Den abgetropften Bruch wieder mit den Händen etwas zerpflücken.
  12. Nun den Bruch in die Schraubgläser zu etwa 125 – 150 Gramm einfüllen und dabei fest drücken. Es sollten keine Lufttaschen entstehen. Die Gläser nicht bis zum Rand füllen, sondern obenauf einen fingerbreit Luft lassen.
  13. Die Oberfläche des Käses glattstreichen und die Gläser mit den Deckeln abdecken, aber nicht zuschrauben! Der Käse muss atmen können.
  14. In den Gläsern kann man kann durch das Glas beobachten, wie der Käse allmählich reift.
  15. Den Käse in den Gläsern bei etwa 15 – 20 °C für 7 bis 10 Tage reifen lassen, bis sich an der Oberfläche der erste Weißschimmel bildet.
  16. Die Deckel jeden Tag abnehmen und kontrollieren, ob sich kein Fremdschimmel bildet. Das Kondenswasser von den Deckeln täglich abwischen.
  17. Wenn sich der Weißschimmel gebildet hat, werden die Gläser fest zugeschraubt.
  18. Den Käse in den geschlossenen Gläsern bei 10 – 13 °C etwa 4 bis 8 Wochen reifen lassen. Mit zunehmender Reife wird der Käse immer cremiger und deutlich kräftiger im Geschmack.

Wenn der Käse gereift ist, kann man den Käse, so oben in den Gläsern genug Luft gelassen wurde, weiter behandeln und eine Le Pitchou ähnliche Spezialität herstellen.
Le Pitchou wird aus dem ebenfalls in dieser Region hergestellten Weichkäse Saint-Marcellin hergestellt. Man legt den kleinen Weichkäse aus Kuhmilch in Traubenkernöl und Kräuter der Provence ein und lässt ihn darin einige Zeit marinieren.
Ich mische dazu Traubenkernöl mit Kräuter der Provence. Diese Kräuter-Ölmischung auf den Käse giessen und die Gläser wieder verschließen und mindestens eine Woche durchziehen lassen.


Variante:
Man kann dem Frischkäse anstelle der Weißschimmelkulturen auch Bauschimmelkulturen (Penicillium roqueforti) zugeben. Das ergibt dann einen sehr würzigen Blauschimmelkäse.
Da Blauschimmelkulturen Sauerstoff (Luft) benötigen, steche ich mit einem Zahnstocher Löcher in den fertigen Käse, rühre mit den Zahnstochern leicht um und lasse ihn noch 2 – 3 Tage reifen. So vermehren sich die Blauschimmelkulturen im Käse und er wird würziger und ausgewogener im Geschmack.



Hanfkäse

Hanfkäse kurz bevor er in die Reifung kommt.

Die Käsereien der Familie Glauser stellen den Hanfmutschli her. Ein sehr leckerer und interessanter Käse!

Und nein, er berauscht nicht:
„das Hanfmutschli mit der grünen Etikette ist regulär im Handel erhältlich. diejenigen mit dem gewissen extra sind aus gesetzlichen gründen noch nicht erlaubt.
Sobald das Gesetz verabschiedet wird, entsteht vielleicht auch ein neuer käse.“

Nachdem ich den ersten erfolgreichen Versuch einen Hanfkäse herzustellen als gepressten Hartkäse gestartet hatte, habe ich ihn jetzt nach dem Rezept eines Caciotto hergestellt.

Im Grunde nach der gleichen Vorgehensweise wie man einen einen Pfefferkäse herstellt. Ich verwende das Caciotta Rezept zur Herstellung dieses Hanfkäse.

Zuvor müssen die Samen decarboxyliert werden. Dazu werden die Samen in ein verschliessbares Glasgefäß geben und 60 Minuten bei max. 100 °C in den Backofen stellen. Danach abkühlen lassen und dann erneut für 60 – max. 120 Minuten auf 110-120 °C erhitzen. Temperaturen über 150 °C sind unbedingt zu vermeiden!

Wenn die Samen abgekühlt sind, diese in ca. 100 ml Wasser kurz (max. 5 Min.) aufkochen. Samen abseihen, das Wasser auffangen. Das Wasser direkt vor dem Einlaben unter die Milch rühren.
Die abgekühlten Samen dann später gleichmäßig mit der Hand in den abgetropften Bruch einarbeiten. Dann den Bruch in die Formen füllen.

Das ist ein Käse, der für CBD- und CBG-Konsumenten geeignet ist. Er enthält kein THC und ist somit legal.

Das ist ein ausgezeichneter Pizzakäse!



Figlio dei fiori“ ist ein von Daniele Morzenti kreierter Schafskäse der in Barriquefässern in Hanfblüten reift.

Der aus dem Aosta-Tal stammende Daniele Morzenti bewirtschaftet eine Herde von etwa 1.200 Schafen (800 der einheimischen Rasse Rosset) und baut auch den für die Herstellung des „Figlio dei fiori“ benötigten Hanf (der innerhalb der Toleranz von 0,2 bis 0,6 psychotroper Substanzen als erlaubt gilt) selbst an.

Der Hanf dient jedoch nur der Aromatisierung dieses Käses, da das wenige enthaltene THC erst durch Hitze (Decarboxylierung) aktiviert werden müsste. Der Käse ist also nicht psychoaktiv.

Die Herstellungsmenge dieses Käses, der 100 bis 140 Tage reift, beträgt etwa maximal 300 Laibe pro Jahr. Dieser besondere Genuss kostet 100,- € pro Kilo Käse und damit ist er eigentlich nicht kostendeckend. Würde Daniele wirtschaflich kalkulieren müsste er 300,- € pro Kilo Käse verlangen.

Seine Produkte findet man auf Facebook oder bald auf seiner neuen Homepage.


Caciotta im Korb

Vier verschiedene Caciotta Varianten: Safran, Natur, Hanf, Geascht.

Die Caciotta, ein in allen italienischen Regionen verbreiteter Käse, der frisch gegessen werden sollte, normalerweise innerhalb des dreißigsten Tages der Reifung. Aber auch gereifter Caciotto ist sehr lecker. Er entwickelt dann seinen eigenen Charakter.
Die Caciotta kann einfach sein oder mit verschiedenen Gewürzen, Chili, Schnittlauch, Trüffel, Oregano, Walnüssen usw. gefüllt werden. Der Käse wird aus roher oder pasteurisierter Milch gewonnen.

Das Rezept basiert auf der Verwendung von Rohmilch!

20 l Rohmilch von der Kuh
1 l Kefir, ca. 36-48 h gereift
Distellab

  1. Die Milch wird auf 35 °C erhitzt und es werden 2-5% der Milchmenge an Kefir hinzugefügt.
  2. Die Milch wird dann 60 Minuten bei 35 °C reifen gelassen.
  3. Nun flüssiges Distellab (2,8 ml Distellab pro Liter Milch) in ca. 60 ml Wasser gelöst, zugegeben und vorsichtig unterrühren.
  4. 45 Minuten Dicklegen.
  5. Die Dickete in Würfel von ca. 2 x 2 cm schneiden
  6. Den Bruch 5 Minuten in der Molke stehen lassen.
  7. Den Bruch in Haselnussgroße Körner schneiden.
  8. Den Bruch weitere 5 Minuten stehen lassen.
  9. So viel Molke abnehmen bis der Käsebruch sichtbar wird. Das sind etwa 40%. Die Molke aufheben.
  10. Den Topf mit dem Käsebruch auf 40 °C erhitzen und dabei gut umrühren. Es dürfen sich keine Klumpen bilden!
  11. Erneut 5 Minuten ruhen lassen.
  12. Den Bruch mit den Händen in die Korbformen geben (Infuscellamento), dabei leicht andrücken.
  13. „Stufatura“ (siehe unten) bei 35 °C für 3 Stunden und während der gesamten Dauer der Stufatura häufig Wenden, alle 15-20 Minuten. (Bei Korbformen nach der Hälfte der Zeit einmal wenden.)
  14. Nach dem Ende der Stufatura, die Laibe in den Formen 5 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen.
  15. Den Käse aus der Form nehmen und 30 Minuten ruhen lassen.
  16. Den Käse in eine 20%ige Salzlake (dazu die zuvor abgenommene Molke verwenden) tauchen. Bei einer Temperatur von 11 – 12 °C, 5 Stunden pro Kilo Käse darin ruhen lassen. Gelegentlich wenden.
  17. Aus der Lake nehmen und etwa 1 Stunde ruhen lassen, der Käse verliert weiter Feuchtigkeit.
  18. Den Käse stehen lassen, bis er beginnt eine leichte Rinde zu entwickeln.
  19. Wenn der Käse trocken ist, entweder mit Olivenöl einreiben und mindestens einen Tag bei Zimmertemperatur trocknen lassen oder gleich in den Reiferaum geben.
  20. Reifezeit bei 10 – 12 °C maximal 30 Tage.
Geformt wird mein Käse in traditionellen sizilianischen Binsenkorbformen, den „Forma Formaggio Giunco“.

Stufatura

Da der Käse kurz nach der Formung abkühlt, ist ein zusätzlicher Schritt erforderlich. Traditionell wurden die Käse in einen warmen Raum gebracht, um die warme Temperatur für 1-2 Stunden zu halten. Dies wurde „Stufatura“ genannt, was auf Italienisch „Schmoren, Dünsten“ bedeutet.

In kleinerem Maßstab mache ich das hier, indem ich eine kleine Abtropfplatte in einen größeren Topf oder eine isolierte Kühlbox stelle und ca. 60 °C heißes Wasser hinzufügen, um die Temperatur von 35 °C zu halten. Temperatur überprüfen! Wichtig ist die hohe Luftfeuchtigkeit und die gleichbleibende Temperatur.

Nach 40 Min. den Käse wenden und wieder in die Stufatura geben.

Dieses „Schmoren“ wird angewandt bei Käse mit kurzen Käsungszeiten, der dabei dann Molke abgibt und wenn bestimmte Kulturkeime mehr gefördert werden sollen.

Achten sollte man darauf dass die Käse nicht austrocknen und die Temperatur nicht höher ist, als das Maximum dessen was sie Kultur aushält.

Safrankäse

Einer Legende zufolge, befahl im 11. Jahrhundert Ruggero der Normanne seinen Käsern, eine besonders energetische Käsesorte herzustellen, um seine Gemahlin Adelasia von einer Depression zu heilen. Der Safran „crocus sativus“, war damals dafür bekannt, antidepressive und vitalisierende Eigenschaften zu besitzen. Daher soll die Idee stammen, der Milch eine Prise Safran beizufügen.

Mein Safrankäse ist ein Rohmilchkäse aus unbehandelter Kuhmilch der Region, dickgelegt mit pflanzlichem Distellab. Das Distellab macht den Käse in der Endmasse weicher und verleiht dem Käseteig einen zartbitteren Geschmack, ähnlich dem, wie er bei sehr hochwertigem Kakao geschätzt wird.

Geformt wird mein Käse in traditionellen sizilianischen Binsenkorbformen, den „Forma Formaggio Giunco“.

Rezept:

20 l Rohmilch
1 l Kefir
Distellab nach Herstellerangabe
0,25 g Safran
Meersalz
Olivenöl
schw. Pfeffer gemahlen
Kupferkessel
Korbformen

  1. Milch mit Kefir in den Kupferkessel geben, gut verrühren, Deckel drauf und den Kessel für 30 Min. Bei 25 °C ruhen lassen.
  2. Safran nicht zu fein Mörsern und in ca. 0,5 l warme Milch einrühren. Die Safranmilch ebenfalls ruhen lassen und gelegentlich umrühren.
  3. Safranmilch zu der Milch im Kupferkessel geben, gut verrühren und alles auf 35 °C erhitzen.
  4. Deckel auf den Kessel und bei 35 °C für 1 Std. Ruhen lassen.
  5. Umrühren und das Distellab (3ml pro Liter, also 60 ml) mit ca. 60 ml Wasser vermischen- Das Lab-Wassergemisch unter die Milch rühren. 45 Min. Ruhen lassen.
  6. Dickete in ca. 2 cm Würfel schneiden und 5 Min. Ruhen lassen.
  7. Bruch in 1 cm Würfel schneiden und 5 Min. Stehen lassen.
  8. Den Bruch mit dem Schneebesen sehr energisch auf Reiskorngröße zerkleinern, wobei aus dem Bruch besonders viel Fett freigesetzt wird. Die entstehende Molke, die lacciata, wird dadurch besonders milchig. Diese milchige Molke ist ein Zeichen dafür, dass die Dickete richtig bearbeitet und zerkleinert wurde. Aus dieser Molke kann dann Safran-Ricotta hergestellt werden.
  9. 10 Min. Ruhen lassen.
  10. So viel Molke abnehmen bis der Käsebruch sichtbar wird. Das sind etwa 40%. Die Molke aufheben.
  11. Unter gleichmäßigem Rühren heißes Wasser zugeben, so dass die Bruch-Molkemischung auf maximal 45 °C erwärmt wird.
  12. Etwa 15 – 20 Min. Mit dem Schneebesen verrühren, damit der Bruch reiskorngroß bleibt.
  13. Molke entfernen und mit den Händen den Bruch durchwalken, damit er schön gleichmäßig zerkleinert wird.
  14. Bruch in die Binsenkörbe geben (infuscellamento), leicht andrücken, aber nicht pressen!
  15. Nach ca. 45 – 60 Min. den Käse wenden.
  16. Nach weiteren ca. 45 – 60 Min. den Käse aus der Form nehmen.
  17. Bei Zimmertemperatur (max. 20 °C) ruhen lassen und stündlich drehen.
  18. Wenn kaum noch Molke austritt, mit Meersalz trocken salzen (einreiben).
  19. Den Käse abreiben und mit einer Mischung aus Olivenöl und etwas gemahlenem schwarzen Pfeffer einreiben und dann abtropfen lassen. Die Ölung zwei Mal wiederholen.
  20. Den Käse nun bei 10 – 12 °C und 75% Luftfeuchtigkeit für mindestens 60 Tage reifen lassen. Dabei den Käse die ersten 14 Tage alle zwei Tage drehen.