Kwas – квас

Der Kwas oder Kwaß (veraltet auch Quas, russisch квас) ist ein ostslawisches Getränk, welches durch Gärung aus altbackenem Brot hergestellt wird. Kwas ist heute überwiegend in Russland, Weißrussland, Polen und der Ukraine, aber auch in anderen Ländern Ost- und Mitteleuropas, im Baltikum sowie im Kaukasus verbreitet.

Obwohl meist aus Brot oder Zwieback hergestellt, gibt es auch andere Rezepturen, zum Beispiel Kwas aus Birnen, Beeren oder anderen Früchten. Das Wort Kwas wurde erstmals urkundlich im Jahr 989 erwähnt und bedeutet so viel wie „saurer Trank“ oder „Gegorenes“, da Kwas einen leicht säuerlichen Geschmack hat. Etymologisch stammt es von derselben indogermanischen Wurzel wie das deutsche Wort Käse. Das russische Verb „kvasit’“ (квасить) bedeutet „säuern“, „einsäuern“.

Grundsätzlich benötigt man zur Herstellung von Kwas altes Brot oder Malz, Roggenmehl oder altbackenes Roggenbrot, es funktioniert aber auch mit jedem anderen altbackenem Brot, sowie Sauerteig. Um den Kohlensäuregehalt zu erhöhen, kann man zusätzlich Honig beimengen. Je nach Kwas-Sorte werden außerdem Aromastoffe wie Minze, Johannisbeere, Rosinen etc. bei der Erzeugung verwendet. Bei der Hausherstellung kann es durch unsaubere Führung beim Gärprozess leicht zu einer Fehlgärung kommen.

Farbe und Geschmack von Kwas sind mit Malzbier vergleichbar, allerdings ist Kwas nicht so süß. Er besitzt dafür einen leichten Zitronengeschmack, der an Radler erinnert. Der Geruch erinnert an frisches Brot. Er bildet beim Einschenken eine Schaumkrone. Kwas enthält in der Regel 0,05–1,2 Prozent Alkohol und hat, bedingt durch Milchsäurebakterien, eine verdauungsfördernde Wirkung. Der Milchsäuregehalt beträgt rund 0,18–0,48 Prozent.

Nicht umsonst gehört Kwas in Russland seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Erfrischungsgetränken. Er fördert die Verdauung, ist gut für den Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem, wirkt antibakteriell und sorgt für allgemein besseres Befinden. Seine heilende Kraft führt man auf die im Kwas enthaltenen Vitamine, freie Aminosäuren, Mikroelementen und Milchsäure zurück.

Früher hat in Osteuropa so gut wie jeder seinen eigenen Kwas gemacht. Mönche, Bauern, Ärzte, Adlige und sogar Soldaten haben uns eine unzählige Menge an Rezepten hinterlassen. Damals hat man jedes saure Getränk Kwas genannt. Gebraut wurde es aus Früchten, Beeren, Honig mit Gewürzen und Kräutern, und natürlich auch aus Brot. Wer heute das Wort Kwas hört, denkt vor allem an einen Brottrunk mit süß-saurem Geschmack und Brotaroma. In Russland gibt es heute in Flaschen abgepackten Kwas in vielen Geschäften zu kaufen. Doch selbst gemacht, schmeckt er ganz anders. Einfach ausprobieren!

Mythologischer Ausflug
Kvasir war in der nordischen Mythologie ein Weiser, der durch den Speichel der Göttergeschlechter, der Asen und der Wanen, entstand. Nachdem der Asen-Wanen-Krieg beendet war, spuckten die Asen und Wanen zur Versöhnung in ein Gefäß und die Asen formten aus der Masse einen Zwerg, den sie Kvasir nannten.

Als magisches, mit „Macht“ geladenes Mittel spielt der Speichel in primitiver Religion, wie auch noch im Volksbrauch der Gegenwart, eine große Rolle. Zur Vorbereitung des Gärprozesses brachen die Menschen die Stärke der Getreidekörner durch Zerkauen auf. Dabei spalten Amylasen des Speichels (Speichel-Amylase) die langkettigen Polysaccharide in kurzkettigen Zucker. Aus heutiger Sicht ein rohes Verfahren, doch wichtig für die Kulturgeschichte alkoholischer Getränke. Denn nicht der Konsum von Ethanol war vor etwa 9.000 Jahren das Phänomen, sondern seine gezielte Herstellung. Als natürlich vorkommendes Rauschmittel ist Alkohol älter als die Geschichte des modernen Menschen. Bis heute schätzen viele Tiere die berauschende Wirkung von überreifem, vergorenem Obst, dessen Zucker von wilden Hefen umgewandelt worden ist.

Noch heute wird in den Anden auf diese Art ein bierartiges Getränk hergestellt. Es werden dafür aus Maismehl gebackene Fladen durchgekaut, also mit viel Speichel durchtränkt und in einen Topf gespuckt (Chicha). Die Stärke wird durch im Speichel vorhandene Enzyme schnell in Zucker verwandelt, dessen Lösung dann leicht in Gärung übergeht.

Zurück zu Kvasir, dieser ging der Überlieferung nach als hochberühmter Weiser durch die Lande, ein jeder schenkte ihm, begierig nach seinem Wissen, sein Ohr. Der isländische Skalde Snorri Sturloson bezeichnet Kvasir als den weisesten aller Asen und nennt er ihn den klügsten der Wanen. Ursprünglich war Kvasir die Bezeichnung für den aus Beeren gewonnenen, gegorenen Saft. Später wurde Kvasir von den Zwergen Fjalar und Galar erschlagen, die es nach einer Weisheit gelüstete. Sie mischten sein Blut mit Honig und brauten so den Met Odrörir, das Elixier der Dichtkunst, der Skaldenmet. Jeder, der von diesem Skaldenmet (Skalde: altnordisch skáld oder skæld „Dichter“) trinkt, wird ein Weiser und Dichter.

Was bringt die skandinavische Tradition mit der Osteuropäischen Tradition zusammen? Der Nestorchronik zufolge riefen die miteinander verfeindeten Stämme der Ilmenslawen (Slowenen), Kriwitschen, Tschuden und Wes einen Edelmann namens Rjurik und seine Brüder Truwor und Sineus „von der anderen Seite des Meeres“, um ihre Fürsten zu sein. Durch ihre neutrale Herkunft erwartete man dauerhaften Frieden. Rjurik begann im Jahr 862 in Nowgorod zu herrschen, seine Brüder jeweils in Isborsk und Beloosero. Rjurik wurde zum Begründer der Rurikiden-Dynastie, die Russland bis ins Jahr 1598 (bzw. bis 1610 als Seitenzweig Schuiski) regieren sollte. So verbindet sich die Tradition beider Kulturen. Nicht umsonst werden im Russischen das Wort für die Zahl „1“ und der Name des Gottes Odin gleich geschrieben „один“ – der Eine.

Odin mit den Raben Hugin und Munin, Illustration von Ólafur Brynjúlfsson





Verbranntes Korn – Grano arso

Wenn aus der Not etwas Großes entsteht: Grano arso ist nichts anderes als verbranntes Getreide, meist Weizen. Gemahlen und zu Pasta verarbeitet wird daraus eine aromatische Spezialität.

Im Pasta-Land Italien erinnert man sich seit Kurzem wieder einer fast vergessenen Pasta-Spezialität, der „Pasta di grano arso“ oder auf Deutsch: Pasta aus verbranntem Korn.

Früher wurden in Mittel- und Süditalien nach der Ernte die Felder abgebrannt. Zu dieser Zeit war das die günstigste Art, die Weizenstoppeln zu beseitigen. Weizen war damals ein teures Lebensmittel das sich die zumeist aus Apulien stammenden Tagelöhner nicht leisten konnten. Die Besitzer der Felder erlaubten ihnen jedoch nach der Abbrenne die noch verwendbaren Weizenkörner einzusammeln bevor dann das Feld gepflügt wurde. Diese gebrannten Körner wurden dann von Hand gemahlen und das daraus entstandene farina di grano arso wurde mit Weißmehl vermischt. Daraus entstand die „Pasta di grano arso“.

Heute wird farina di grano arso nicht vollständig verbrannt, sondern meist kommerziell geröstet. Der Geschmack, die Farbe, die Textur und der Geruch von Pasta oder Brot, die mit farina di grano arso hergestellt werden, sind intensiv und einzigartig. Das Mehl ist leicht körnig und die Farbe ist aschgrau – grigio cenere. Die Farbe der Pasta kann von grau bis braun variieren, je nach dem Anteil des farina grano arso. Der rauchige, nussige Geschmack erinnert ein wenig an geröstete Haselnüsse, und der Geruch lässt sich mit dem einer leicht verkohlten Pizzakruste aus dem Backofen vergleichen. Der größte Teil des Glutens ist verbrannt, so dass farina di grano arso nicht allein verwendet werden kann. Es nimmt mehr Wasser auf als andere Mehle und würde zu einem klebrigen Brei, der nicht zusammenhält. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man 10 bis maximal 25 % des farina grano arso zu anderen glutenhaltigen Mehlen gibt und vermischt. Pasta di grano arso soll leichter verdaulich sein als andere Pasta.

Wie stellt man selbst farina grano arso selbst her?

Farina (Mehl) di (von) grano (Korn) arso (verbrannt) – Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Das Getreide wird zuerst zu Mehl gemahlen und dann über dem Feuer in einer gusseisernen Pfanne geröstet. Dies macht man solange, bis das Mehl eine dunkelbraune, fast schon schwarze Farbe annimmt.
2. Das Getreide wird im Ganzen in einer gusseisernen Pfanne geröstet und nach dem Abkühlen auf den gewünschten Mahlgrat gemahlen.

Durch das Rösten erhält das Mehl einen sehr speziellen Geschmack. Klassisch nimmt man dieses Mehl für Foccaccia und auch für Orecchiette, aber auch pasta fresca mit oder ohne Ei lässt sich daraus herstellen. In Umbrien gibt es eine besondere Pastasorte mit antiken Ursprüngen, die den Namen und die Geschichte dieser Region in ihrem Namen trägt: Umbricelli. Heute ist diese frische Pasta vom Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten als Prodotto Agroalimentare Tradizionale (PAT) (traditionelles landwirtschaftliches Produkt) anerkannt.

Die Umbricelli sind eine in der ganzen Region verbreitete Pastasorte, aber alten Quellen zufolge sind Spoleto und Foligno die ursprünglichen Produktionsstädte. Obwohl es sich um eine Spezialität der cucina povera, der „arme Leute Küche“ handelt, das eng mit der bäuerlichen Tradition verbunden ist, ist es schmackhaft und einfach zuzubereiten. Es werden nur wenige Zutaten benötigt: Wasser, Mehl (Weißmehl mit farina grano arso), Salz und etwas Olivenöl. Nachdem der Teig geknetet und ruhen gelassen wurde, kann man den Umbricelli die typische Form geben: lang, gerollt und dick. Es handelt sich um eine umbrische Pastaart, die traditionell ohne Eier hergestellt wird und aufgrund ihrer Zutaten mit den toskanischen Pici, den ligurischen Trofie und den Scialatielli der Amalfiküste vergleichbar ist.

Frische Tortellini aus farina grano arso, gefüllt mit einer Farce aus ofengebackenen Tomaten, grob gehackten Kapern und Ricotta, gut gesalzen und gepfeffert, sind sie eine kulinarische Offenbarung. Serviert werden diese Tortellini dann lediglich mit Butter, frisch geriebenem Parmigiano oder Pecorino und ein wenig klein gehacktem Schnittlauch darüber. Die fruchtige Füllung bildet den perfekten Gegensatz zum pikanten, fast rauchigen Teig. Mehr als Butter darüber bedarf es nicht.

Die fertige Pasta, bereit zum Verzehr.


Insider Tipp: Eine Pizza mit farina di grano arso ist eine ganz besondere Spezialität.
Auf die gewünschte Mehlmenge gibt man hier gerne auch etwas mehr farina di grano arso, so 20 – 30%. Dann mit lievito madre und den Teig im Kühlschrank 24 – 30 Stunden gehen lassen.


Ein interessantes Rezept findet sich hier:




Pizza Bianca

Die Pizza Bianca blickt auf eine lange Geschichte zurück. Anders als heute gab es vor über 100 Jahren natürlich nicht 50 verschiedene „trendy“ Pizzen auf der Speisekarte, sondern lediglich zwei. Eine rote Pizza und eine weiße Pizza. Dabei muss man auch bedenken, dass die Tomate als essbares Gemüse erst spät nach Italien kam und ihr Siegeszug auch einige Zeit brauchte.

Nach dem ersten Auftauchen der Tomate in Italien 1548/1555 schmückten die Tomatenpflanzen die italienischen Gärten zunächst überwiegend als Zierpflanzen, da sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit anderen Nachtschattengewächsen als giftig angesehen wurden.  Doch bereits die Medici waren an der Verwendung der Tomate für den Verzehr interessiert. Obwohl Mattioli schon 1544 ein Rezept für den Verzehr von Tomaten angab, wird in der Literatur daran gezweifelt, dass sie wirklich des Öfteren als Speisepflanze verwendet wurde.

In Italien wurde die Tomate ab dem 17. Jahrhundert immer bedeutender. Antonio Latini war ab 1658 als Koch beim spanischen Vizekönig von Neapel tätig. In dem von ihm verfassten Kochbuch fanden sich erstmals auch Rezepte mit neuweltlichen Zutaten. Die drei Gerichte, in denen die Tomate vorkam, wurden als „alla spagnola“ bezeichnet. Um 1700 begann man, die Tomate als eine Zutat für Speisen schätzen zu lernen; erneut galt Italien als Vorreiter.

Eine Pizza, die heutigen Vorstellungen entspricht, soll erstmals am 11. Juni 1889 in Neapel vom Pizzaiolo Raffaele Esposito von der Pizzeria Brandi hergestellt worden sein, der beauftragt worden sein soll, König Umberto I. und seiner Frau Margherita eine Pizza zu servieren. Diese soll er patriotisch mit Zutaten in den italienischen Nationalfarben belegt haben: Basilikum (grün), Mozzarella (weiß) und Tomaten (rot). Diese ist bis heute unter dem Namen „Pizza Margherita“ eine der bekanntesten und verbreitetsten, wenn nicht die verbreitetste Pizzavariante.

Erst nach 1945 wurde die Pizza in Gesamt-Italien populär und erst dann wurde aus einem neapolitanischen Lokalgericht ein italienisches Nationalgericht. Damit trat die Pizza in Italien allmählich aus dem Schatten ihres alten subproletarischen Millieus heraus und wurde gesellschaftsfähig.

Hilfreich war dabei auch das Buch „L’oro die Napoli (Das Gold von Neapel, 1954) von Giuseppe Marotta, das 1955 verfilmt und mit Sophia Loren in der Hauptrolle in Cannes uraufgeführt wurde. Sophia Loren in der Rolle einer Pizzaiola die ihren Pizza-Verkaufsstand „Da Sofia“ führte, wurde zur Legende und die Pizza durch sie weltberühmt.

Sophia Loren und Giacomo Furia in L’oro di Napoli (Das Gold von Neapel)

Der Name Pizza ist vermutlich älter – die apulische Pizza pugliese oder die kalabrische Pitta inchiusa zum Beispiel enthalten neben Hefeteig nur seit alters her bekannten Zutaten wie Olivenöl, Zwiebeln, Salz oder Schweineschmalz. Der ligurischen Focaccia ähnliche Fladenbrote sind seit der Antike verbreitet.

Zwei Arten klassische der Pizza haben sich aus diesen verschiedenen Traditionen entwickelt:
Pizza Marinara mit Tomatensoße und Oregano. Sie ist angeblich die älteste Pizza mit Tomatenbelag.
Pizza Bianca mit Rosmarin, Öl und Knoblauch

Zwischen Nord- und Süditalien herrschte schon immer ein gewisser kulinarischer Unterschied. Der Süden ist für seine einfache Küche bekannt. Wohingegen der Norden mit Wohlstand und edlen Zutaten besticht.

Während man in der Toskana unter Pizza Bianca tatsächlich eine weiße Pizza versteht, wird sie in und um Rom mit „blanke Pizza“ übersetzt. Der Unterschied: In der Toskana isst man sie mit einer weißen Soße und Trüffelcreme, in Rom ganz pur und nur mit Öl und Knoblauch verfeinert, wie bereits im „alten Rom“, als belegte Focaccia. Damit erinnert die Pizza Bianca in Rom mehr an eine Art Pizzabrot.

Eigentlich ist somit auch der im Elsass sowie den benachbarten Regionen Lothringen, Saarland, Pfalz und Baden beliebte Flammkuchen eine Pizza Bianca. Grundlage des Flammkuchens ist ein sehr dünn ausgerollter Boden aus Brotteig. Der traditionelle Belag besteht aus rohen Zwiebeln, Speck und einer Creme aus Sauerrahm, die nur leicht mit Salz und Pfeffer gewürzt ist. Der so belegte Fladen wird bei starker Hitze für kurze Zeit im Ofen gebacken.

Eine verbreitete Variante des klassischen Belags ist die süße Version mit Äpfeln oder Birnen und Zimt. Ähnliche Kuchen aus dünn ausgerolltem Mischbrotteig kennt man auch in anderen Regionen. Im Osten Württembergs sind Flammkuchen als Hitzkuchen bekannt und werden mit Kartoffelpüree, Grieben und Zwiebelringen belegt. In Hohenlohe und Franken werden die Kuchen als Blootz oder Blaatz bezeichnet. So nennt man dort teilweise süße Blechkuchen (beispielsweise Zwetschgenblootz). In Teilen von Hessen werden ähnliche Kuchen Ploatz oder auch Bloads genannt. In Oberschwaben heißen herzhaft belegte dünne Fladen Dinnete. Auf den Fildern sind sie kleiner und länglicher und werden Deie genannt.

Pizza Bianca
Jegliche Pizza-Variation, die ohne Tomatensoße zubereitet wird, nennt man Pizza Bianca. Für die klassische Pizza Bianca, wird der Teigfladen mit Parmesan bestreut. Ricotta darauf gestrichen. Käse (Mozzarella) in Stücke gezupft und darauf verteilen und ab in den Ofen. Nach dem Herausnehmen, etwas Olivenöl darüber tröpfeln und Basilikum darauf verteilen.

Gerade die Pizza Bianca ai quattro formaggi ist durch ihre „weiße“ Basis die optimale Variante gegenüber der Tomatenversion. Bei der weißen Variante kommen die Käsesorten geschmacklich besser zur Geltung.

Pizza Bianca mit Taleggio, Mozzarella und schwarzem Trüffel
Die Crème fraiche mit Salz und Pfeffer würzen. Mozzarella abtropfen lassen, in dünne Scheiben schneiden. Taleggio ebenfalls in dünne Scheiben schneiden.

Den Teigboden dünn mit Crème fraiche bestreichen. Mozzarellascheiben und Taleggio-Streifen gleichmäßig darauf verteilen.

Pizza in den Ofen geben und ca. 15 Minuten backen, bis der Teig schön knusprig und der Taleggio verlaufen und leicht gebräunt ist.

Pizza herausnehmen und die Trüffel mit einem Trüffelhobel in dünne Scheiben hobeln, über die Pizza geben und ca. 1 Minute weiter backen. Dann die Pizza aus dem Backofen nehmen und sofort servieren.


Pinsa oder Pizza?

Die „Pinsa“ ist gerade der Verkaufsschlager, ein voller Erfolg einer geschickten Marketingkampagne.

Die Pinsa geht auf eine Idee des italienischen Unternehmers Corrado Di Marco zurück, der 2001 den Markennamen „Pinsa romana“ registrieren ließ. Bereits 1981 hat das von Di Marco geführte Unternehmen mit Sitz in Guidonia Montecelio nordöstlich von Rom den Teig, der später als Pinsa bezeichnet wurde, erstmals als Pizzateig für Pizza vom Blech nach römischer Art in seine Produktpalette aufgenommen. Als Marketingstrategie wurde, wie Di Marco später zugab, ein nicht vorhandener historischer Bezug der Pinsa zum „Alten Rom“ in Umlauf gebracht, um das Produkt besser zu verkaufen.

Dabei wurde mit dem Namen Pinsa eine Verbindung auf das Lateinische „pinsere“ (deutsch zerdrücken oder zerquetschen) hergestellt. Zudem war bei der Namensentwicklung eine Ähnlichkeit mit den Begriffen Pizza und Pita erwünscht. Mit dem Erfolg des Produktes wurde auch die erfundene römische Vergangenheit der Pinsa ungeprüft von den Medien übernommen und verbreitet. Es lebe das Marketing und die Ignoranz der Massen!

Der Begriff „Pinsa“ wird in Venedig und dem Friaul verwendet, wenn Brote aus mehreren verschiedenen Mehlsorten gebacken werden. Bis zum Ende der Serenissima (1797) war es in Venedig den Bäckern verboten unterschiedliche Getreide- und Mehlsorten zu mischen. Lediglich für das Backen von Brauchtumgsgebäcke und Brote zu hohen kirchlichen Feiertagen war es erlaubt Mehle und Getreide zu mischen. Eines dieser Brauchtumsgebäcke war die „Pinsa veneziana, die auch als „Pinsa epifania“ bekannt war. Diese „Pinsa veneziana“ hat jedoch mit der „modernen“ Pinsa nichts gemein, denn sie ist ein Süßgebäck und enthält neben Semmelbrösel, Weizen- und Maismehl, viel Zucker, Pinienkerne Sultaninen Zitronat getrocknete Feigen und andere Früchte,s owie Anis und/oder Fenchelsamen.

Im Jahr 2019 trat der italienische Pizzabäcker Massimiliano Grande aus Krefeld in Venedig in der Endrunde des „Pizze Stellate“, des wichtigsten Pizzabäcker-Wettbewerbe Europas mit 20 anderen Bewerbern an, die sich in den ersten beiden Runden gegen rund 480 Konkurrenten aus aller Welt durchgesetzt hatten.

Auch er schwört auf die richtige Mischung aus verschiedenen Mehlsorten, die garantieren, dass der Teig perfekt aufgeht. Nach der venezianischen Definition ist diese Pizza dann auch eine „Pinsa“, da alles Gebäck, dass aus verschiedene Mehlsorten gemischt wurde, Pinsa genant werden kann. Zehn Stunden ruht der Teig dann bei Zimmertemperatur und dann 14 Stunden im Kühlschrank. Drei Stunden vor dem Backen, kommt der Teig aus dem Kühlschrank, denn er darf niemals kühlschrankkalt verarbeitet werden.

Nach vielen Versuchen hat sich bei mir eine Mischung aus je einem Drittel Dinkelmehl 630, Dinkeldunst und Dinkelgrieß, sowie einer kleinen Zugabe von selbstgemachten Dinkelsemmelbrösel bewährt. Dazu kommt etwas Olivenöl und wenig Hefe, sowie 60 ml Wasser je 100 g Mehl.

Das Ganze wird kurz vermengt und geknetet und ruht dann einige Stunden bei Zimmertemperatur und gelegentlichen „Dehnen und Falten“ des Teiges. Danach kommt der Teig für ca. 24 – 36 Stunden bei 7 °C in den Kühlschrank. 3 Stunden vor dem Verarbeiten wird der Teig wieder aus dem Kühlschrank genommen, die Pizzakugeln werden geformt und die Stückgare beginnt.

Ich empfehle jedem der eine ordentliche Pizza backen will die Anschaffung eines Backstahls. Backsteine aus Schamotte haben sich nicht bewährt, der Grund dafür ist reine Physik.

Backstahl
Ein Backstahl hat eine Dicke von ca. 6 mm und ist damit viel dicker als ein normales Backblech (es gibt auch Backstähle mit 8 mm Dicke, die sind dann aber auch sehr schwer!). Im Gegenteil zum Backstein heizt sich Stahl viel schneller auf als der Stein. Man spart also nicht nur Energie, sondern auch Zeit.

Der Backstahl kann sehr viel besser Hitze speichern und hat eine bessere Wärmeleitfähigkeit als der Backstein und gibt die Hitze direkt und dauerhaft ab der ersten Backminute an den Teig weiter. Die Temperatur im Inneren des Teiglings steigt daher sehr viel schneller an und der Ofentrieb setzt ein, bevor die äußere Verkrustung durch die Umgebungstemperatur einsetzt.

Weil die Bodentemperatur höher ist, bekommt die Pizza einen krosseren Boden, was sich positiv auf den Geschmack auswirkt und die Backzeit reduziert sich ebenfalls.

Ein weiterer Vorteil: Ein Backstahl lässt sich sehr viel einfacher reinigen als ein Backstein.

Einen Backstahl kann man auf Maß online bestellen.

Man sollte Pizza mit möglichst hoher Temperatur backen. Profis haben einen Ofen, der bis auf 470 °C aufheizt. Wer also nicht gerade einen wohnzimmerschrankgroßen Steinofen sein Eigen nennt, sollte folgende Regeln beachten:

Eine Pizza braucht bei 250 °C Ober- und Unterhitze ca. 10 Minuten Backzeit.
Bei Umluft sollte die Temperatur mindestens 230 °C betragen.
Wer einen Ofen hat der 275 °C oder mehr erreicht, nur zu!
Die Strategie lautet immer: So viel Hitze wie möglich!
Der Backofen sollte gründlich vorgeheizt werden, bis die gewünschte Backtemperatur erreicht ist. Hitze ist das A und O!

Meiner Recherche verdanke ich auch eine wunderbare Pizzaauflage:

Frittierte Auberginenscheiben mit einer Käsecreme
Auberginen in ca. 1,5 cm dicke Scheiben schneiden, von beiden Seiten salzen und auf einen Teller legen. Einen anderen Teller auflegen und ein Gewicht (volle Rotweinflasche) darauf geben. Etwa 1 – 2 Stunden entwässern. Die Scheiben dann mit Küchenkrepp abtupfen. Reichlich Öl in eine Pfanne geben (kein Olivenöl!), damit die Auberginenscheiben später im Öl schwimmen und die Scheiben in das heiße Öl geben. Gelegentlich wenden und goldbraun ausbacken. Die Scheiben dann auf einem Küchenkrepp abtropfen und erkalten lassen.

Aus gutem Mozzarella und/oder, je nach Geschmack, Gorgonzola eine Creme bereiten. Den Pizzateig ausrollen, die Tomatensauce vorsichtig verteilen (nicht zu viel!) und belegen. Die Auberginenscheiben auflegen und auf jede Auberginenscheibe einen Kleks der Käsecreme geben. Die Pizza backen. Guten Appetit!


Traubenbrot mit Wacholder & Rosmarin

Bei unserem Letzen Besuch in den Marken war gerade die Zeit der Weinlese und des Kelterns beendet. Da gab es dann auch ein Brot, bei dem das Wasser durch Traubensaft ersetzt wurde. Die Hausherrin hat noch frische Trauben und frische Walnüsse hinzugetan.

Die Tradition Weintrauben – nicht Tafeltrauben richtige Weintrauben! – in Backwaren zu verarbeiten ist weit verbreitet. In der Toskana gibt es das wunderbare „Schiacciata all’uva“, die einst als Armeleute-Essen kreiert wurde, um Reste zu verwerten. Dieser „Kuchen“ ist weder richtig süß, noch richtig salzig.

Die Zutaten sind einfach nur Mehl, Hefe, Wasser, Olivenöl, ein bisschen Zucker, ein paar Kräuter und eine Handvoll dunkle Trauben, die nicht gut genug für die Weinherstellung, aber viel zu schade zum Wegwerfen sind. In der Toscana und den Marken sind es die kleinen und dunkelen und süßen Canaiola-Trauben oder Moscato-Trauben. Bei der Zubereitung darf man auf keinen Fall man die Kerne entfernen, denn die sind typisch für dieses Gericht.

Zuhause habe ich nach dieser Anregung ein Dinkel-Wacholderbrot gebacken. Sehr hochwertiger Wacholder wird in Italien in Frontignano – Sammerlano in den Marken angebaut. Diese besonders Qualität an Wacholderbeeren enthält um die 20% vergärbaren Zucker und wird u.a. für Herstellung des bekannten Plymouth Gin verwendet. Hierzu werden die Beeren an einem einzigen Tag vollständig abgeerntet und weiterverarbeitet.


Wacholderbrot

Kochstück-Ferment:
15 g Polentamehl
20 g Haferflocken
1/2 TL Flohsamenpulver
150-180 ml Wasser

Zutaten aufkochen und nach dem Abkühlen mit 2 EL Mehl und 3 TL Lievito madre und ggf. etwas Wasser vermengen. Für mindestens 3 Std. gehen lassen. Der Fermentteig muss dich verdoppeln.

Vorteig:
320g Dinkelmehl
Kochstück
1/2 TL aktives Backmalz
80 g Dinkelbrösel von altem Brot
150 ml Traubensaft

Das fermentierte Kochstück mit dem Mehl und dem aktiven Backmalzpulver vermengen. Vorsichtig den Traubensaft (etwa 150 ml oder nach Bedarf mehr oder weniger) hinzugeben, kurz durchkneten und 1 Std. ruhen lassen

Hauptteig:
15-20 g gemahlene Wacholderbeeren
10 g Meersalz
2 EL Rosmarinnadeln gehackt
1 TL Honig
2-4 g Frischhefe
4-5 EL Waldheidelbeeren bzw. Blaubeeren (TK aufgetaut) – Die Blaubeeren kann man auch durch zerdrückte Weintrauben ersetzen!

Mit den restlichen Zutaten vermengen (nicht zu viel Blaubeersaft!) und gut kneten.

4-5 h bei Raumtemperatur gehen lassen, dabei mehrmals dehnen und falten. Wenn sich der Teig nahezu verdoppelt hat, eine Teigkugel formen und im Gärkorb abgedeckt im Kühlschrank für 12-16 Std. Ruhen lassen.

Den Backofen mit dem geölten gusseisernen Topf rechtzeitig vor dem Einschießen auf 240 °C Ober-/ Unterhitze vorheizen.

Das Gärkörbchen aus dem Kühlschrank nehmen und abgedeckt ca. 1-1,5 Stunden bei Raumtemperatur ruhen lassen.

Den Teigling aus dem Gärkörbchen in den heißen Topf stürzen (Teigschluss jetzt unten), Oberseite bemehlen und einschneiden. Deckel drauf und sofort schwaden. Das Brot insgesamt 45-60 Minuten backen, dabei nach 20 Minuten den Dampf ablassen und die Temperatur auf 220 °C reduzieren.

Nach dem Backen das Brot auf einem Rost auskühlen lassen und dann servieren.


Anmerkung:
Die Blaubeere (Vaccinium myrtillus) ist eine Art aus der Gattung der Heidelbeeren (Vaccinium). Bei der Verwendung färbt sie, aufgrund des dunklen Fruchtfleisches, Zähne und Zunge blau. Man bekommt sie entweder frisch auf Märkten oder als TK-Ware in gut sortierten Supermärkten oder im Großhandel.

Die deutlich größeren, häufig im Supermarkt erhältlichen Kulturheidelbeeren stammen dagegen nicht von der in Europa heimischen Heidelbeere ab, sondern von der amerikanischen Heidelbeere (Vaccinium corymbosum) und anderen nordamerikanischen Arten. Sie erzeugt, da ihr Fruchtfleisch hell ist, keine Blaufärbung im Mund. Diese Art eignet sich nicht wirklich zum backen (ist wie der Unterschied zwischen Tafeltrauben und Weintrauben) und auch nicht zum kochen, z.B. für ein gutes Risotto. Die nordamerikanischen Kulturheidelbeeren sind geschmacklich zu fad und es fehlt ihnen an Farbe.